Lippenstifte. Toilettenpapier. Selbst Fußnägel. Die Fotografin Caroline Heinecke führt uns die hartnäckigste aller Fieberarten vor – das Sammelfieber. „Sammler sind glückliche Menschen“. Ein Zitat, das Goethe zugeschrieben wird, der neben mannigfaltigen Talenten auch Leidenschaft für das Zusammentragen von Kunst, Fossilien und Mineralien entwickelte. Dabei fächert sich das Glück in unterschiedlichste Facetten auf. „Die Welt verändert sich schnell. Durch das Sammeln kann man einen bestimmten Moment festhalten, eine Zeit still stellen“, erklärt Thomas Thiemeyer, Professor für empirische Kulturwissenschaften. Dinge haben eine starke Erinnerungsfunktion, mit denen man Sehnsüchte nach einer alten, vermeintlich besseren Welt befriedigen könne. Und der Sozialpsychologe Dieter Frey stellt fest, das Menschen durch das Sammeln und Präsentieren von Dingen Orientierung gewinnen, Leidenschaften, Eitelkeiten und Machttriebe ausleben können. Er ist nicht nur das gute Wortspiel, das Caroline Heinecke zu dem Titel „Herr der Dinge“ veranlasst. Darin schwingt deutlich so etwas wie Ermächtigung und Aneignung mit.
Die Berliner Stilllife-Fotografin hat in den letzten zwei Jahren intensiven Kontakt zu sammelnden Menschen gesucht. Ausgangspunkt bildete ein Barabend mit einem Freund, der erzählte, wie er sich vom geliebten Zopf getrennt und diesen Regine von Chossy gespendet habe, einer Künstlerin, die Haar von Leuten und deren Geschichten sammelt. Sie hat eigens ein Museum gegründet, das sie in einem Koffer beherbergt. „Als ich davon hörte, war ich so ergriffen von der Tatsache, dass jemand Haare und die Geschichten dahinter sammelt, dass ich mehr darüber wissen wollte. Ich fragte mich, warum dies jemand tut und ob es mehr Menschen gibt, die kuriose Dinge sammeln.“
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