Karoline Hjorth & Riita Ikonen. Mit großen Augen

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2011 sucht die finnische Künstlerin Riitta Ikonen für ein Projekt eine Mitstreiterin. Als sie die Kriterien Norwegen / Großmutter / Fotograf in die Suchmaschine eingibt, ploppt der Name Karoline Hjorth auf, die ein Buch über norwegische Großmütter publiziert hat. Nur wenig später treffen sich die beiden. Da sie sich sofort mögen, beschließen sie das gemeinsame Porträt-Projekt Eyes as Big as Plates, das die Beziehung von Mensch und Umwelt thematisiert. Mit viel Einfallsreichtum erstellt Riitta die skulpturalen Kostüme aus vorhandenen Elementen der Landschaft. Zusammen arbeiten sie dann an der Inszenierung, bevor Karoline das Porträt fotografisch umsetzt.

In prächtigen Gewändern und mit waghalsigen Kopfbedeckungen, die uns den Atem nehmen, präsentieren sich die märchenhaften Figuren in ebenso atemberaubenden Landschaften. Wir kommen aus dem Staunen kaum heraus über jene Wesen, die Umhänge aus Gräsern, Moos und Blattwerk tragen, hinter denen sie oft selbst verschwinden.

Eyes as Big as Plates ist inspiriert von einer nordischen Sagenwelt und tatsächlich bezieht sich der Titel auf ein Märchen, in dem ein Troll Augen so groß wie Teller hat. Darüber hinaus sind die großen Augen Sinnbild für einen wissbegierigen Blick auf die Welt. Der bezieht sich sowohl auf die Künstlerinnen als auch auf ihre Modelle, bei denen es sich ausschließlich um ältere Menschen handelt. Senioren, die eine tiefe Beziehung zu ihrer Umgebung haben und viele Geschichten erzählen können und die nach wie vor eine immense Neugierde für neue, ungewöhnliche Erfahrungen aufbringen. Ein kreativer Ausgangspunkt liegt in der gleichberechtigten Mitarbeit der Mitwirkenden, die eher als Mitschöpfer gelten. So beeinflussen etwa die Geschichten der ausgesuchten Akteure die Wahl der Orte.

Von den Fotos des Duos geht eine Rätselhaftigkeit und Schönheit aus, die wir mit großen Augen betrachten und die zum Bewundern und Verweilen anhalten, während sich gleichzeitig zahlreiche Fragestellungen daran heften. Davon aber kann man einfach nicht genug kriegen.

Die Serie umfasst 60 Arbeiten aus 12 Ländern und wurde in mehreren großen Ausstellungen gezeigt. Ein Buch ist entstanden, das es bis auf die Paris Photo – Aperture Shortlist geschafft hat. Aber das alles bedeutet zum Glück nicht das Ende des Projekts. „Wir haben uns gegenseitig versichert, weiterzumachen, so lange es Spaß macht. In diesem Herbst setzen wir die Produktion in Grönland und Südkorea fort. Dann könnte sich der Fokus stärker darauf richten, die Auswirkungen des Klimawandels auf Menschen in verschiedenen Teilen der Welt zu untersuchen. Wir fühlen uns gezwungen, unsere Stimme zu nutzen, um die Dinge anzusprechen, die wir für dringlich erachten.“

(erschienen in Photonews 11/2017)

Weitere Infos: https://eyesasbigasplates.com

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